Die Agentur für Identität (AFI) ist ein polymorphes Kunstprojekt mit vielen Gesichtern. Nicht das Werk steht im Vordergrund, sondern die Aktion, der Prozess und die Kommunikation. AFI interveniert ins Soziale und Politische, AFI setzt Aufteilungen des Sinnlichen miteinander in Bezug – was laut dem französischen Philosophen Jacques Rancière die Voraussetzung für das Politische darstellt.

Die Künstlerin Sabine Kullenberg, AFI-Gründerin, versteht sich als Seismograph für gesellschaftliche und soziale Erschütterungen und macht diese zum Motor ihrer Produktion. Kunst ist für sie ein Mittel, Bewusstseinsarbeit anzuregen. In verschiedenen Formaten forciert AFI die Auseinandersetzung mit dem eigenen Selbstbild ebenso wie die Verhandlung gesellschaftlicher Themen wie z.B. Überwachung und ´Recht auf Stadt`.

Kernstück von AFI sind die Angebote zur künstlerischen Identitäts-Versicherung – möglich für Einzelne, Paare, Teams, Firmen, Organisationen, Orte (Straßen, Stadtteile, Parks, Inselabschnitte usw.). AFI stellt mit diesem Konzept (Veränderungs-) Potenzial für eine gesellschaftliche Identität zur Verfügung – denn Kunst ist vor allem Nicht-(monetär) Verwertbares, scheinbar Sinnloses, Sinnliches und Sperriges, auch Kommunikation, die den Mut zur Veränderung einschließt. So bietet die Versicherung, spielerisch und doch ernst gemeint, gegen einen monatlichen Beitrag diverse künstlerische Angebote und Leistungen. Die künstlerischen Aktionen – wie Identitätsarbeit von Orten – sind von konkretem Nutzen für die Beteiligten – in einem ideellen aber auch praktischen Sinn.

Wie zum Beispiel der Kunstlift, den AFI in der Stresemannstraße 100 betreibt. Für einige Stunden wird der Fahrstuhl zum Ausstellungsraum, zum Kommunikationsnadelöhr für beteiligte KünstlerInnen, BesucherInnen und NachbarInnen. Zahlreiche andere Kulturschaffende waren bisher zu Gast und es entstanden und entstehen Ausstellungen, Installationen oder Gesamtkonzepte für den Lift mit verschiedensten Mitteln/Medien.

AFI ist ein Langzeitkunstprojekt, in dem es um den kontroversen Austausch und um die Unterbrechung des Gewohnten geht. Es ist individuelles Projekt und Gemeinschaftsarbeit. Es ist ernsthaft und spielerisch zugleich und seine unterschiedlichen Formen und Formate machen es zu einem vielschichtigen Kunstwerk, das beständig die Form ändert.


Wer mehr wissen will über AFI und die Gründerin Sabine Kullenberg findet es in diesem Text von Dr. Belinda Grace Gardner unter Noch mehr zu AFI.